CO2-Bilanzierung: STRABAG als innovative Vorreiterin

2.4.2024; Text: Rahel Klauser
Nachhaltigkeit hat Einzug gefunden in die Unternehmen – inzwischen ist auch die Baubranche immer stärker bemüht, ihre Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten. Ein möglicher Hebel: Die CO2-Bilanzierung. STRABAG ist Vorreiterin in diesem Thema.
Foto von der Karriere-Seite

Am Anfang eines Bauprojekts mit öffentlichen Auftraggeber:innen steht die Submission. Hier werden von den potenziellen Auftragnehmenden diverse Angaben abgefragt. Immer mehr finden auch Nachhaltigkeitskriterien Einzug, u.a. die CO2-Bilanzierung. Was wird unter einer Ökobilanz verstanden? Nach ISO 14040 gibt es dafür folgende Definition: «Zusammenstellung und Beurteilung der Input- und Outputflüsse und der potenziellen Umweltauswirkungen eines Produktsystems im Verlauf seines Lebensweges». Diese Bilanz bei Bauprojekten zu erstellen, ist äusserst komplex, da sehr viele Faktoren berücksichtigt werden müssen. Deshalb ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass bislang keine allgemeine Lösung für die Branche vorhanden ist. «Es gibt einzelne spezifische Lösungen, so z.B. vom Branchenverband InfraSuisse. Diese Insellösung wurde jedoch speziell für den Infrastrukturbau erarbeitet», erklärt Experte Oleksandr Zimels vom STRABAG-Spezialtiefbau.

«Unser Konzern hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu werden. Im Zuge dieser Bemühungen und der verstärkten Nachfrage durch Bauherrschaften braucht es eine Lösung», erklärt Stefan Hohler, Technischer Bereichsleiter. Im STRABAG-Spezialtiefbau wurde deshalb eine Methode zur CO2-Bilanzierung entwickelt, die mittels der Software iTWO programmiert werden kann. Diese orientiert sich auf 7 Ebenen am bauphasenorientierten Ansatz. Oleksandr Zimels erklärt: «Für jeden Baustoff haben wir Kriterien zu dessen Umweltauswirkung hinterlegt. Selbstverständlich orientieren diese sich an den aktuell gültigen Normen. Zu diesem Zweck haben wir mit verschiedenen Hochschulen gearbeitet, u.a. mit dem Institut für Bau- und Umwelttechnologien iTEC der Hochschule für Technik und Architektur Fribourg.» Berücksichtigt werden zudem weitere Faktoren wie z.B. mit welchen Transportmitteln die Mitarbeitenden zur Baustelle gelangen – z.B. mit dem Velo, im Auto, die Anzahl Personen in einem Fahrzeug usw. «Sämtliche Angaben sind in iTWO hinterlegt und können auf Verlangen mitgeliefert werden.» Im Spezialtiefbau sei das relativ einfach in der Handhabung, da es nicht so viele Artikel gäbe wie in anderen Gewerken. «Wir können uns damit unseren Bereich zu 90 bis 95% bilanzieren.»

Beton matchentscheidend
Die genannte Methodik wurde in der Praxis an einer Baustelle in Andermatt UR erprobt, um die Ökobilanzierung für die Verdrängungspfähle zu erstellen. Total handelte es sich um 91 FDP Pfähle mit folgenden Massen: d = 620 mm, Gesamtmenge: 2730 m

Ein sehr spannendes Ergebnis daraus (siehe Grafik 1) zeigt: Beton und Bewehrung machen den Löwenanteil der Belastungen aus: «Beton und Stahl stellen ca. 80% der gesamten CO2-Belastung im Spezialtiefbau dar», so Stefan Hohler. «Deshalb sind Lösungen gefragt, die den Stahl- und Betonanteil reduzieren. Hier arbeitet STRABAG Spezialtiefbau ebenfalls an einer Lösung. Wir haben Pfähle entwickelt, bei denen ein Teil der Bewehrung durch Basaltfasern ersetzt wird», so Stefan Hohler.

Grafik 1
CO2-Bilanz in Zahlen mit Tortendiagrammen

Der Vergleich zeigt: Ein Bohrpfahlbeton mit Basaltfasern senkt die Belastung (siehe Grafik 2). «Damit haben wir einen grossen Hebel, um die für die Umwelt schädlichen Emissionen wesentlich zu verringern», sind beide überzeugt.

Grafik 2
Vergleichende Ökobilanz von unbewehrten und bewehrten Betonarten

Wichtig sei es nun vor allem, dass die Ingenieur:innen mitziehen würden, denn in ihrer Rolle als Vertreter.innen der Bauherrschaften in fachlichen Belangen tragen sie eine erhebliche Verantwortung gegenüber unserer Umwelt. «Sie sind dazu angehalten, Lösungen zu entwickeln und mitzutragen, die eine Reduktion von CO2 ermöglichen und die Initiativen aller Projektbeteiligten in dieser Hinsicht mit allen möglichen Mitteln zu fördern», sagt Stefan Hohler.

Interesse gross
Das Interesse in der Branche ist gross. Oleksandr Zimels wurde bereits mehrmals eingeladen, um Vorträge zur CO2-Bilanzierung halten, u.a. an der Universität Stuttgart. Eine von ihm betreute Studentin erhielt für ihre Diplomarbeit zum Thema zudem kürzlich den renommierten Dr. Kirchhoff Preis. Dieser wird einmal jährlich vergeben an «…Abschlussarbeiten, die in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen entstanden sind und auf Grund ihres Innovationsgehaltes einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung ihrer Leistungs- oder Wettbewerbsfähigkeit erbracht haben», so die Website der Fachhochschule Südwestfalen.
Es ist noch ein weiter Weg, aber Stück für Stück entstehen innovative Lösungen, Produkte und Prozesse. Auch wir bei STRABAG sind bemüht, unseren Anteil zu leisten. Ganz nach unserem Motto «We work on progress.»