Renaturierung der Reuss

28.2.2024; Text: Marco Harling
Erstfeld erlebt eine interessante Transformation der Reuss: Ein Renaturierungsprojekt des Kantons Uri.
Drohnenbild von der Reuss in Erstfeld mit Bergen im Hintergrund Marc Risi

In Erstfeld wurde ein interessantes Projekt an und in der Reuss gestartet. Die Idee ist einen ehemaligen Auenwald, der durch den Reussdamm vom Gewässer abgeschnitten wurde, wieder zu reaktivieren und der Dynamik der Reuss preiszugeben. Das Revitalisierungsprojekt startete im September 2023 und wird voraussichtlich Ende April 2024 abgeschlossen. Der Kanton Uri hat dieses Vorhaben ins Leben gerufen, um die Vielfalt und Struktur der Reuss und Auenlebensräume zu verbessern. Dabei sollen sowohl wechselfeuchte, nasse Gebiete als auch trockenere Standorte berücksichtigt werden, um eine breite Tier- und Pflanzenwelt zu fördern, die den örtlichen Bedingungen entspricht. Dies dient dem Ziel, die ökologische Vielfalt der Region und insbesondere in der Reuss zu erhöhen. Das Projekt wird von der STRABAG AG durchgeführt. Für die Umsetzung werden etwa 3-5 Fachkräfte vor Ort sein, die mit Hilfe von 2-3 Baggern die Renaturierungsarbeiten durchführen.
Erstfeld erlebet in der Vergangenheit immer mal wieder Fälle von Hochwasser an der Reuss (Bericht Urner Zeitung). Mit Hilfe dieses Renaturierungsprojekts soll auch der Hochwasserschutz optimiert werden. Es geht darum, den Fluss so zu verändern, dass schwere Regenfälle oder andere naturbedingte Veränderungen innerhalb der Reuss, denn Wasserpegel unterhalb der Überflutungsgrenze halten.

Was wird gemacht?

Um die Restaue besser durchfluten zu lassen und so wieder der natürlichen Dynamik der Reuss preiszugeben, wird der vorhandene Damm am linken Ufer zurückversetzt und ein Seitengerinne hinter dem Auenwald angelegt. Zur Förderung gezielter Überschwemmungsbereiche während Hochwasserereignissen innerhalb des Auenbereichs und zur Schaffung dynamischer Bereiche wie Feuchtgebiete und Trockenstandorte werden zwei Durchstiche im bestehenden Damm realisiert. Der mittlere Abschnitt des Dammes innerhalb der Restaue wird belassen, um die bestehenden und seltenen Auenlebensräume (Hartholzaue) möglichst zu erhalten. Um die Wasserführung zu verbessern und die Überschwemmungsbereiche optimal anzusteuern, werden gezielt ökologische Uferverbauungen im Nebenarm sowie strömungslenkende Elemente wie eine Leitinsel und Sandbänke im Hauptstrom installiert.
Um sicherzustellen, dass die Leitinsel nicht weggespült wird, wurden Holzstämme mit Wurzelteller in die Bachsohle eingebaut und mit Blocksteinen und Geschiebematerial überschüttet.

  • Mir ist die Natur wichtig und es bereitete mir Freude, ein Teil dieses Projektes zu sein, um diese zu schützen.

    Lukas Epp
    Bauführer Ingenieurbau, STRABAG AG

Der ökologische Aspekt

Um die Ufer abwechslungs- und strukturreich zu gestalten, werden neben dem Einsatz von Blockwurf auch ökologische Uferbefestigungen und verschiedene Variationen davon implementiert. Zusätzlich werden verschiedene Arten von Totholzstrukturen und Wurzelstöcken sowohl im Hauptstrom als auch im Auenbereich platziert. Es werden Wassergruben in den Überschwemmungszonen angelegt und entlang des neuen Dammwegs wird eine Trockensteinmauer errichtet. Begleitend dazu werden Bestockungsgruppen und kleine Strukturen wie Ast- und Steinhaufen angelegt. Diese ökologischen Massnahmen sollen eine breite Palette an Lebensräumen schaffen, die einer vielfältigen und standortgerechten Tier- und Pflanzenwelt zugutekommen.

  • Es erfüllt mich mit Stolz unserer Natur wieder etwas zurückgeben zu können. Eine ehemalige Restaue wurde mit diesem Projekt wiederbelebt!

    Marc Risi
    Projektleiter Revitalisierung und Oberflächengewässer, Kanton Uri