Deponie Burgauerfeld: Einmaliges Projekt in der Ostschweiz

Der Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid (ZAB) besitzt mit der Deponie in Flawil eine – Zitat – «moderne Deponie für die Lagerung der Rückstände aus Thermischen Anlagen». Während früher insbesondere die Endlagerung von Rückständen aus KVA im Fokus war, steht heute die Rückgewinnung von Roh- und Wertstoffen im Vordergrund. Bestimmte Rohstoffe wie Eisen, Kupfer werden abgetrennt und in den Stoffkreislauf zurückgeführt. Zudem wird die anfallende Asche, die reich an Phosphor ist, gelagert, sodass auch dieser Rohstoff wieder zurückgewonnen werden kann.
Seit August 2023 laufen die Ausbauarbeiten der dritten Etappe (die Etappen 1 und 2 hatte vor mehreren Jahren eine andere Baufirma ausgeführt) für diese Deponie – umgesetzt von STRABAG. «Bei der Lagerung der Rückstände ist es wichtig, dass die darin enthaltenen Schadstoffe nicht ins Grund- und damit ins Trinkwasser gelangen können», erklärt Andreas Suter, Bauführer aus der Gruppe «Tiefbau und Strassenbau Nord-Ost» in Niederurnen, bei meinem Besuch. «Deshalb bauen wir hier für die ZBA eine Wanne mit einem Fassungsvermögen von 350’000 Kubikmetern. Das wird für ca. 15 Jahre reichen.» Zu den Arbeiten gehören auch zwei unterirdische Schächte (Fassungsbauwerke 6 und 7), die im Hangbereich eingebaut werden mussten (siehe Fotos) und ein 3 - lagiges Entwässerungssystem. Gemäss Andreas sind auf diesem Projekt insbesondere die Logistik für Maschinen und Material sowie die Wetterabschätzungen herausfordernd.
Asphalteinbau bei 72% Gefälle
Die Wanne, die gebaut wird, besteht aus mehreren Schichten, damit sie wirklich absolut dicht ist. Die Reihenfolge von unten nach oben:
60 cm Filtermineralische Schichten (Bentonit bestehend aus Tonmineralien und Schluff), 2 x 30 cm 30 cm Stabilisationsschicht als Fundation (oder Fundationsschicht aus stabilisiertem Material) 8 cm Binderschicht (Asphalt) 8 cm Abdichtung (Asphalt) Mastixschicht (Bitumen und Füllermaterial; wasserdicht)
Alle diese Schichten müssen bei einem Gefälle von 72% Steigung eingebaut werden – und das ist nicht die einzige Herausforderung. «Zum einen ist da die Hitze: Unser Personal muss sowohl die Aussentemperaturen als auch die Hitze, die von unten kommt, aushalten. Das Einbaumaterial hat eine Temperatur von 160 Grad Celsius, das strahlt ganz schön Wärme ab», so Andreas. Das war auch für die Baumaschinenführer und die Poliere Jakob Steinmann und Paul Pufe eine Challenge, die sie mutig angenommen haben. Die Walzen können auf dem steilen Gelände nicht denselben Druck erreichen wie auf einer senkrechten Ebene und werden mit einer speziell angefertigten Seilvorrichtung den Hang hinaufgezogen und heruntergelassen, ebenso wie der Fertiger. «Da der Fertiger nur Material für zwei Drittel der Bahn fassen kann, wird er jeweils mit dem Bagger wieder befüllt. Das benötigt enormes Fingerspitzengefühl.» Andreas erklärt, dass an Spitzentagen bis zu 300 Tonnen Asphalt eingebaut würden, im Schnitt kämen sie auf rund 180 bis 250 Tonnen täglich. Insgesamt war das Projekt ist Neuland für alle Beteiligten. «Solche Projekte sind sehr selten, das hat sich auch in der Planung und Vorbereitung bemerkbar gemacht», so der Bauführer.
Auch die Qualitätssicherung ist auf einer so steilen Fläche eine Herausforderung. Eine wichtige Rolle bei diesem Projekt spielt die Technische Prüfanstalt, kurz TPA, eine «Gesellschaft für Qualitätssicherung und Innovation». Dabei handelt es sich um eine unabhängige akkreditierte Labororganisation innerhalb des STRABAG-Konzerns, welche als das baustofftechnologische Kompetenzzentrum für Asphalt, Beton, Erdbau, Geotechnik und Umwelttechnik gilt. Zu ihren Aufgaben in diesem Bauvorhaben zählen u.a. Probenahmen von allen Baumaterialien, die Ermittlung charakteristischer Materialeinbauwerte (maximale Dichte, optimaler Wassergehalt, Hohlraumgehalt), die Bestimmung der Wasserdurchlässigkeiten, die Berechnung der Hangstabilitäten, Laboruntersuchungen, Einbaukontrollen usw.
Um das Projekt auszuführen, wurden neben den Kollegen der TPA Schweiz auch die Deutschen Kolleg:innen aus Bad Hersfeld unter der Leitung von Polier Paul Pufe und Spezialmaschinenführer Marc Eidam mit an Bord geholt. Sie sind jeweils 10 Tage am Stück (ausser sonntags) im Einsatz, wenn ihre Schichten anstehen. «Der Asphaltbelag hat eine besondere Beschaffenheit, er ist anders als der Asphalt, der bei ‹normalen› Strassen eingebaut wird. Er ist viel weicher, etwas ähnlich wie Honig. Es benötigt spezielles Know-how, deshalb haben wir Verstärkung unserer Nachbarn eingeholt», erklärt Rohit Nandedkar, Bereichsleiter TPA Schweiz.
Spezialschuhe und klebende Sonden
Andreas Derksen, selbst seit Februar 2025 als Laborant bei der TPA in der Schweiz beschäftigt, ist für die Verdichtungskontrolle und die Schichtdichtenmessungen zuständig. Auch er bestätigt, dass die Hitze ein Thema sei. Und: «Für die Beine ist es eine strenge Arbeit. Ich trage Spezialschuhe, um auf dem Asphalt laufen zu können, dabei muss ich je nach Wetter auch aufpassen, dass ich nicht abrutsche. Ich bin deshalb mit einem Seil gesichert.» Die Messungen in diesem Gelände sind komplex: «Die Isotopen-Sonde darf nicht zu fest angedrückt werden, da sie sonst kleben bleibt. Und trotzdem muss ein gewisser Druck vorhanden sein, damit die Werte aussagekräftig sind.» Als wäre das nicht genug, sind auch die Arbeitstage teilweise sehr lang – an Spitzeneinbautagen dauerten sie jeweils von 6:00 Uhr bis 22:00 Uhr! Dennoch lässt sich Andreas vom Projekt nicht abschrecken, im Gegenteil: «Das ist etwas Neues und ich kann hier gut Erfahrungen sammeln. Auch im Umgang mit dem speziellen Asphalt, der ganz anders funktioniert.»
Komplexes Zusammenspiel verschiedener Akteur:innen
Da ein solches Projekt selten ist, mussten gewisse Arbeiten im «trial and error»-Modus ausprobiert werden, was gemäss Bauführer Andreas auch «Raum für Kreativität» lässt. Er ist begeistert darüber, dass er bei STRABAG schon in sehr viele unterschiedliche Projekte Einblick gewinnen konnte. «Im Gegensatz zu meinen Kollegen, die mit mir Bauingenieurstudium abgeschlossen haben, wurde ich bereits auf verschiedenen Bauvorhaben eingesetzt. Dazu gehörten eine Brücke, eine Stützmauer, eine Unterführung, Strassen, Baugruben und nun diese Deponie.»
Damit bei einem solche komplexen Projekt alles optimal läuft, benötigt es eine enge und gut abgestimmte Zusammenarbeit zwischen allen Akteur:innen. «Insbesondere die komplexe und kontinuierliche Qualitätssicherungskette kann nur mit ständigem kommunikativem Austausch zwischen TPA und den operativen STRABAG-Einheiten angegangen werden», so Rohit. Und Rohit bringt es abschliessend auf den Punkt: «Sicherlich war es stressig, sicherlich nicht immer einfach und manchmal auch einfach der Wahnsinn, aber am Ende war es ein einzigartig schönes Projekt! Danke STRABAG!»