Sprengen, sichern, bauen: «A4 Neue Axenstrasse»

19.6.2025, Text: Laura Greim, Bilder: Angel Sanchez
Die Axenstrasse zwischen Brunnen (Kanton Schwyz) und Flüelen (Kanton Uri) zählt zu den eindrucksvollsten Strassenbauprojekten der Schweiz.
Gelber STRABAG Bagger steht in der Baugrube hinter einer Spundwand und spitzt Felsgestein ab STRABAG
STRABAG

Als eine der wichtigsten Nord-Süd-Achsen verbindet sie seit ihrer Eröffnung in den Jahren 1864/1865 die Kantone Schwyz und Uri entlang des malerischen Vierwaldstättersees.​
 
160 Jahre Verkehrsgeschichte
Im Laufe der Jahrzehnte musste die Axenstrasse mehrfach an die wachsenden Anforderungen und neuen Gegebenheiten angepasst werden. Mit der Zunahme des motorisierten Verkehrs in den 1930er-Jahren wurde die Strasse verbreitert und asphaltiert. In den darauffolgenden Jahrzehnten führten umfangreiche Sanierungen sowie der Bau neuer Tunnels und Galerien zu weiteren Modernisierungen, die auch den Schutz vor Naturgefahren wie Felsstürzen und Steinschlägen verbesserten. Trotz dieser umfangreichen Massnahmen genügt die Axenstrasse heute den modernen Anforderungen nicht mehr.​
 
Der Startschuss für den Neubau
Bereits seit 1970 plante der Bund zusammen mit den Kantonen Schwyz und Uri eine neue Lösung für den zunehmenden Verkehr und die Sicherheit entlang dieser wichtigen Strecke. Das aktuelle Projekt «A4 Neue Axenstrasse», das den Sisikoner Tunnel und den Morschacher Tunnel beinhaltet, stellt einen entscheidenden Schritt dar, um die bestehende Axenstrasse zu entlasten und zugleich ein sichereres und zukunftsfähiges Verkehrsnetz zu schaffen. Nach Jahrzehnten der Planung und Anpassung, insbesondere aufgrund von Naturereignissen wie den Felsstürzen im Gumpischtal 2019, konnte im Oktober 2022 die Plangenehmigung erteilt werden – der offizielle Startschuss für die Bauarbeiten.​

Los 105 – Voreinschnitt Buggi und Gumpisch
Die ARGE Axen, bestehend aus STRABAG und Ghelma AG Spezialtiefbau, führt das Baulos 105 aus. Dieses beinhaltet den Voreinschnitt Buggi für den zukünftigen Ausfahrtstunnel Sisikon und den Voreinschnitt Gumpisch für den Sisikoner Tunnel mit der Galerie im Gumpischtal.​
 
Der Voreinschnitt bezeichnet im Tunnelbau den vorbereiteten Geländeeinschnitt am Eingang des Tunnels. Dieser Einschnitt wird ausgeführt, bevor der eigentliche Tunnelvortrieb beginnt, um den Tunneleingang freizulegen und einen stabilen Zugang für die Bauarbeiten zu schaffen. Ein Voreinschnitt schafft zudem Platz für die Baustelleninfrastruktur und Maschinen, welche für den Vortrieb benötigt werden. Er ist somit ein wesentlicher Bestandteil der Baustellenlogistik und der Sicherheit des Tunnelvortriebs.​
 
Der Voreinschnitt ist 45 m lang, 20 m breit und 24 m hoch und hat ein Aushubvolumen von rund 5'500 m³. Zur Sicherung der Baugrubenwand wird eine Nagelwand erstellt. 

Sprengen mit Fingerspitzengefühl
Die aktuellen Arbeiten umfassen den Abbruch bestehender Felssicherungen und Schutzkonstruktionen sowie den Aushub von rund 13'000 m³ Fels und etwa 27'000 m³ Lockergestein.​
 
Der Fels wird mit zwei verschiedenen Verfahren abgetragen: zum einen durch Spitzen mit einem Raupenbagger, zum anderen durch Sprengabtrag – insgesamt etwa 16 Sprengungen. Dazu wurden 150 Löcher mit einer Tiefe von 3 Metern in das Gestein gebohrt. Pro Sprengung werden 200 m³ Fels abgebrochen.​

20 Meter unterhalb der Baustelle verläuft der SBB-Tunnel. Sprengungen müssen auch hier sorgfältig abgeklärt werden, um die Sicherheit des bestehenden Bauwerks nicht zu gefährden. Während die Sprengungen durchgeführt werden, messen Sensoren kontinuierlich seismische Bewegungen, um die Sicherheit der bestehenden Anlagen zu gewährleisten.​

Technische Kennzahlen

  • Die unmittelbare Nähe zur Nationalstrasse und der SBB, steiles Gelände – komplexer kann man eine Baugrube nicht abschliessen. Als begeisterter Alpinist ist das für mich ein grossartiges und einmaliges Bauprojekt, welches mich jeden Tag mit Stolz erfüllt.

    Peter Ortner, Bauführer
    Ingenieurbau STRABAG AG
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