Schlammweiher Bürglen wird zur Naturoase von nationaler Bedeutung

Zwischen Schilf und Weiherufer erklingt ein vielstimmiges Konzert aus Vogelgezwitscher und dem leisen Quaken der Frösche – selbst Füchse und Wildschweine haben diesen Rückzugsort für sich entdeckt: Der Schlammweiher, entstanden im Zuge des Kiesabbaus, war einst funktionales Element der Kieswäsche und wird nun zum ökologischen Vorzeigeprojekt. Im Abbaugebiet entstanden durch sonnige Böschungen neue Lebensräume für Amphibien.
STRABAG wertet diese Naturoase in Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau ökologisch auf und wird sie langfristig erhalten. Das Gebiet ist deshalb bereits seit dem Jahr 2001 Teil des Bundesinventars der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung (IANB) und soll nun sein volles Naturpotenzial entfalten. Dies ist ein Musterbeispiel dafür, wie aus Industrieflächen wertvolle Lebensräume entstehen.
Ökologisch wertvoll – nachhaltig gedacht
Im Zentrum des IANB steht die Förderung seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten: Amphibien wie die Kreuzkröte oder der Kamm-Molch finden hier ideale Laich- und Rückzugsgebiete. Flachwasserzonen, Molchgewässer, Ruderalflächen, Sandinseln, Ast- und Steinhaufen sowie Wildhecken bilden ein fein abgestimmtes Mosaik an Lebensräumen. Die Gestaltung erfolgt naturnah und mit gezieltem Einsatz extensiver Bewirtschaftung – zum Beispiel durch Beweidung mit Hochlandrindern.
Ungestörtes Tierleben
Der Schlammweiher ist ein Rückzugsort für zahlreiche seltene Tierarten, dazu gehören unter anderem Limikolen (Watvögel) – und so soll es auch bleiben. Gemäss dem Kanton Thurgau war die Entscheidung, die Naturzone den Tieren zu überlassen eine bewusste Wahl. Während andere Naturschutzzonen in Bürglen für Besucher:innen als Naherholungsgebiet zugänglich sind, bleibt dieser Weiher exklusiv der Tierwelt vorbehalten.
Denn sobald Menschen das Gebiet betreten, verändert sich das sensible Gleichgewicht. Menschen fühlen sich von solchen Naturflächen angezogen, doch ihre Anwesenheit stört viele seltene Vogelarten, die das Gebiet als Brut- und Rastplatz nutzen. Indem man den bereits heute eingeschränkten Zugang beibehält, erhöht sich die Sicherheit und Ruhe für gefährdete Amphibien und Vögel erheblich.
Auch aus sicherheitstechnischer Sicht ist Vorsicht geboten: Der schlammige Untergrund ist nicht tragfähig. Personen könnten einsinken und sich verletzen. Der Verzicht auf Begehbarkeit schützt also nicht nur die Natur, sondern ist aus sicherheitstechnischen Gründen notwendig.
Langfristige Verantwortung – vier Fussballfelder für die Natur
Das Projekt ist Teil eines umfassenden Gestaltungsplans, der in enger Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau, der Gemeinde Bürglen und verschiedener Umweltverbände erarbeitet wurde. Die STRABAG beteiligt sich über mindestens 25 Jahre an Pflege, Monitoring und Unterhalt. Damit stellen wir sicher, dass sich die geschaffenen Lebensräume langfristig positiv entwickeln.
Die Fläche der Weiher umfasst rund drei Hektaren Land. Das entspricht etwa vier Fussballfeldern. Diese Fläche stellt im dicht besiedelten und intensiv genutzten Raum in der Schweiz einen bedeutenden Beitrag zum Naturschutz dar. Denn im internationalen Vergleich weist die Schweiz eine geringe Fläche an Naturschutzgebieten auf.
Vom Industrieprodukt zur Naturoase
Der Weiher ist aus dem Kiesabbau und dem Hinzufügen von Schlamm (Gemisch aus Wasser und Sedimenten aus der Kieswäsche) entstanden. Die ursprüngliche Alternativplanung war die Zuschüttung des temporären Weihers. Durch die Zusammenarbeit mit dem Kanton in den letzten fünf Jahren wurde dieser Plan schrittweise in Richtung Naturoase weiterentwickelt. Je nach Wasserstand war das Gebiet in den letzten zwanzig Jahren mal grösser, mal kleiner. Wie sich der Weiher künftig genau entwickelt, lässt sich nicht abschliessend vorhersagen. Entscheidend ist, dass er nicht vollständig austrocknet. Denn trocknet er aus, entstehen Waldflächen und diese würden die heutigen, wertvollen Lebensräume für Amphibien und Wasservögel verdrängen.
Die Fläche ist nicht nur in sich ökologisch wertvoll, sondern auch ein zentrales Element einer regionalen Vernetzungsachse zwischen dem Giessen und der Thur. Extensiv genutzte Wiesen, Hecken mit Krautsäumen und strukturreiche Übergangszonen verbinden bestehende Naturflächen miteinander. Diese Vernetzung ist entscheidend, damit Tiere wandern und Pflanzen sich ausbreiten können.
Vom Rohstoffabbau zur Lebensraumvielfalt
Das Projekt zeigt exemplarisch, wie sich Kiesabbau mit einem aktiven Beitrag zur Biodiversität verbinden lässt. Mit der ökologischen Erneuerung des Schlammweihers in Bürglen übernimmt STRABAG Verantwortung – für heute und kommende Generationen.