«Ich sehe, was ich gemacht habe und weiss, weshalb ich am Abend müde bin. Und wenn ich an einer Baustelle vorbeigehe und sehe, was ich geschaffen habe, erfüllt mich das mit Stolz.»

Nadine Leibundgut, Maurerin, Ingenieurbau

Nadine Leibundgut ist gelernte Maurerin. Sie hat ihre Lehre bei STRABAG absolviert und diese im Sommer 2020 erfolgreich abgeschlossen. Zurzeit arbeitet sie Nachtschichten beim Bauprojekt am Bahnhof Enge , das sich in der Endphase befindet. Nadine ist sehr aufgeschlossen und spricht ausführlich und gerne über ihre Arbeit: «Gerade mache ich viele Kosmetik- und auch Vermessungsarbeiten, setze neue Randsteine und manchmal fallen auch Schalungsarbeiten an – eigentlich erledige ich die Arbeiten, die gerade anfallen.» Wenn Nadine erzählt, spürt man ihren Enthusiasmus für den Beruf.

Auf die Frage, was ihr an ihrem Beruf gefalle, meint Nadine: «Ich sehe, was ich gemacht habe und weiss, weshalb ich am Abend müde bin. Und wenn ich an einer Baustelle vorbeigehe und sehe, was ich geschaffen habe, erfüllt mich das mit Stolz.» Zudem sei es schön, dass die Ergebnisse auch noch viele Jahre später sichtbar sind.

Leidenschaft fürs Bauen liegt in der Familie
Nadine wurde die Begeisterung fürs Bauen in die Wiege gelegt: Ihr Vater war früher Vorarbeiter und seit sie sich erinnern kann, hat sie mit ihm zusammen getüftelt und gebaut. Zuerst kleine Mauern im Garten und später haben sie zusammen Sachen geflickt, Gartenbänke betoniert, Böden verlegt und verschiedene Arbeiten am Haus erledigt. Heute ist ihr Vater aufgrund eines Berufsunfalls im Finanzbereich tätig. Nadine darf ihre Leidenschaft fürs Bauen ausleben und darauf ist ihr Vater stolz.

Baubranche im Wandel
In den allermeisten Fällen ist Nadine die einzige Frau auf der Baustelle – natürlich nimmt es uns auch Wunder, welche Erfahrungen sie im männerdominierten Umfeld gemacht hat. Nadine sagt dazu ehrlich, dass sie nicht nur Gutes berichten könne. Sie habe schon erlebt, dass sie von einzelnen Arbeitern aufgrund ihres Geschlechtes nicht ernst genommen wurde oder negative Kommentare fielen, die sie ignoriert habe. Gleichzeitig betont sie auch dass sie in ihrer Laufbahn als Maurerin mit vielen grossartigen Leuten, bzw. Männern zu tun hatte, die sie in ihren Vorhaben unterstützt und ihr auch viel beigebracht haben. Sie persönlich fokussiert sich auf die guten Erlebnisse. Ihrer Meinung nach liegt das Problem darin, dass die Denkweise innerhalb der Baubranche veraltet sei. Lange Zeit haben hätten nur Männer im Baugewerbe gearbeitet. Das habe sich vor allem bei denjenigen eigeprägt, die ihre ganze berufliche Karriere auf dem Bau verbracht haben und erst in den letzten Jahren beruflich Frauen begegnet seien. Sie kennen den Umgang nicht. «Das würde sich bestimmt ändern, gäbe es mehr Frauen in der Baubranche. Es braucht einen Wandel», so Nadine.

Damit mehr Frauen auf dem Bau arbeiten, müsse sich das «Mindset verändern», denn Nadine hatte bereits in der Berufsschule das intrinsische Bedürfnis, immer bessere Leistungen zu erbringen als ihre Kollegen, um beachtet und ernst genommen zu werden. Denn es werde rein körperlich für Frauen auch in Zukunft schwieriger sein, auf dem Bau tätig zu sein. Oft würde sie daran gemessen, wieviel sie tragen und heben könne – das sei der falsche Ansatz.

Sie blickt zuversichtlich in die Zukunft: Die Chancen für Frauen auf dem Bau sind besser geworden durch die Digitalisierung, innovative Maschinen und Materialen sowie die Beachtung der Ergonomie. «Je mehr Frauen auf dem Bau arbeiten, desto schneller schreiten wir in diesen Aspekten voran.»